„Sehen, riechen, schmecken und genießen“...
…die 5g zu Besuch bei der Marktheidenfelder Tafel
Am Donnerstag, den 9.10. 2021 besuchten 14 Schüler*innen der Klasse 5g der Mittelschule Marktheidenfeld gemeinsam mit ihrer Lehrerin Tanja Simon und Larissa Kraus von der Schüleraufsicht die Marktheidenfelder Tafel.
Aber es war mehr als ein Besuch: es war ein Anstoß, unser Wegwerfverhalten bei „abgelaufenen“ Lebensmitteln, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, kritisch zu überdenken. Die Kinder kamen nicht mit leeren Händen, im Gegenteil: gemeinsam schleppten sie volle Einkaufstüten, gefüllt mit Lebensmittelspenden von Zuhause in die Friedensstraße 42.
Doch was sind „die Tafeln“ überhaupt und weshalb war die Freude dort über unsere „Mitbringsel“ so groß?
Auf der Homepage der Marktheidenfelder Tafel findet sich dazu folgende Erklärung:
„Die Idee, die hinter den Tafeln steckt, ist bestechend einfach: Auf der einen Seite gibt es Lebensmittel, die im Wirtschaftsprozess nicht mehr verwendet werden können, aber qualitativ noch einwandfrei sind – beispielsweise aus Überproduktionen, zu großen Lagerbeständen und bei Sortimentswechsel, aber auch Brot und Brötchen vom Vortag, Lebensmittel kurz vor Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums, falsch abgefüllte oder verpackte Ware, saisonale Produkte am Ende der Saison etc. Auf der anderen Seite gibt es auch in einem Land wie Deutschland viele Bedürftige, die diese Lebensmittel gebrauchen können: vor allem Arbeitslose, Alleinerziehende, Geringverdiener, kinderreiche Familien und Rentner. Die ehrenamtlichen Helfer der Tafeln bemühen sich hier um einen Ausgleich: Sie sammeln diese „überschüssigen“ Lebensmittel und geben sie an Bedürftige weiter – unentgeltlich oder zu einem symbolischen Betrag. Die Tafeln helfen so wirtschaftlich benachteiligten Menschen, eine schwierige Zeit zu überbrücken und geben ihnen dadurch Motivation für die Zukunft – und verhindern gleichzeitig, dass wertvolle Lebensmittel im Müll landen.“
Damit man bei der Tafel Lebensmittel bekommen kann, muss man zuvor bei der Stadtverwaltung einen Berechtigungsschein beantragen, das heißt, man muss nachweisen, dass man unter dem Existenzminimum lebt. Im Raum MSP werden über 1200 Mitbürger von den Tafeln versorgt, in Marktheidenfeld ernährt die Tafel ungefähr 260 Familien, davon über 100 Kinder. Auch in der Klasse 5g sind zwei „Tafelkinder“, die regelmäßig die Tafel aufsuchen. Dafür sind rund 80 ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in drei Teams und 18 Fahrer viele Stunden pro Woche im Einsatz.
Aber die Tafel kann nur verteilen, was sie von den Discountern, Bäckereien, Landwirten der Umgebung oder an privaten Lebensmittelspenden bekommt. In Zeiten von Corona erreichen viel weniger Lebensmittel die Tafel als sonst: leere Regale im Lager erzählen von den Engpässen und in der Box für die Süßigkeiten ist kein Krümel zu finden. Darum war die Freude bei Frau Wiesmann, der zweiten Vorsitzenden, umso größer, als die Schüler*innen ihre Tüten auf dem Tisch entleerten. „Das können wir gleich am Samstag an unsere Kunden verteilen, wunderbar“, bedankte sie sich.
Die Führung durch die Räume der Tafel war für alle sehr beeindruckend und hat uns den Blick geöffnet, wie schnell wir abgelaufene Lebensmittel wegwerfen und wie viele Menschen davon noch leben können. Gerade weil sich die Mittelschule auf den Weg gemacht hat, Umweltschule in Europa zu werden, was dieser Besuch ein wichtiger Meilenstein zu mehr Nachhaltigkeit im Umgang mit unseren Lebensmitteln. Zum Abschluss gab es noch eine kleine Leckerei für alle, natürlich mit abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum. „Das schmeckt ja genauso gut, wie frisch gekauft. Das muss man wirklich nicht wegwerfen!“, bemerkte ein Schüler erstaunt. Stattdessen heißt der Rat von Frau Wiesmann zum Umgang mit abgelaufenen Lebensmitteln: „Erst gut anschauen, daran riechen und dann schmecken, ob es noch gut ist. Und dann genießen.“